Die Hip Hop Kulturtage stehen vor der Tür. Ab diesem Samstag finden an über 20 Locations 40 Veranstaltungen in den Bereichen Kunst, Kultur, Bildung und Forschung mit nationalen und internationalen Gästen statt.
Von Workshops für Kinder und Jugendliche, Lesungen, Vorträgen und Filmen, Ausstellungen, Stadtführungen, Konzerten, Tanz- und Theaterstücken, Graffiti-Aktionen, Battles und Jams.
Das Programm wurde von einem Netzwerk von Hip Hop Akteur:innen über ein Jahr lang geplant. Die letzten Vorbereitungen laufen auf Hochtouren und die Vorfreude ist groß.
So auch die Anspannung. Denn: Wir repräsentieren damit unsere Kultur, ein Lebensgefühl, eine Philosophie und auch unsere moralischen Prinzipien: Peace, Love, Unity and Having Fun.
Wir sind bereit, uns zu präsentieren, aber um zu vermeiden, dass trotz der vielen, tollen Programmpunkte sich Medien – wie so oft – nur auf Mängel konzentrieren, sprechen wir den Elefanten im Raum proaktiv an.
Nach der Veröffentlichung des Programms wurde einer unserer Gäste in den Medien thematisiert.
Chefket, einer von den Acts beim Abschlusskonzert am 18.10., wurde aufgrund eines T-Shirts, das er trug, und damit einhergehenden Antisemitismus-Vorwürfen,
von Jan Böhmermanns kuratierter Veranstaltung „Mut zur Unvernunft“ am 07. Oktober im Haus der Kulturen ausgeladen.
Als wir davon erfuhren, haben wir das umgehend mit dem Netzwerk besprochen, viele Gespräche geführt und uns auch von der Bildungsstätte Anne Frank beraten lassen.
Hier unser Statement dazu:
Warum habt ihr Chefket eingeladen?
Aufgrund des Liedes „Fremd im eigenen Land“ (1992) von Advanced Chemistry gilt Heidelberg als Geburtsstätte des deutschsprachigen Political Conscious Rap.
Das Genre steht für Lyrics mit Botschaft, ein Bewusstsein für die Macht der Sprache und die Verantwortung, gesellschaftliche Missstände anzusprechen.
Chefket ist bis zu diesem Vorfall mehrheitlich positiv aufgefallen. In seinen Songs rappt er von Frieden, Menschlichkeit und Dialog zwischen Religionen und Kulturen.
Zusammen mit Aisha Vibes und Alyzah wurde so ein Trio gebucht, das sowohl inhaltlich wie musikalisch zum Heidelberger Hip Hop Kulturerbe passt.
Wird Chefket auftreten?
Ja. Alle Beteiligten der Hip Hop Kulturtage sind zu der Entscheidung gekommen, dass wir Chefket nicht ausladen wollen.
Wir empfinden seine jahrelange, künstlerische Arbeit als gesellschaftlich wertvoll.
In unseren Augen stehen Ausladungen für Ausschluss und das Ende des Dialogs – sie sind keine konstruktive Lösung.
Wir stehen für Respekt, Fehlerfreundlichkeit und Mut zum Dialog.
Welche Maßnahmen wollt ihr zum Schutz des Publikums ergreifen?
- Öffentliches Statement: Mit diesem Statement wollen wir Transparenz in unsere Entscheidungen bringen und unnötige Spekulationen vermeiden.
- Awareness-Team: Für das Konzert am 18. Oktober stellt Hip Hop Heidelberg e.V. ein Awareness-Team, das Menschen, die sich unsicher fühlen, Hilfe bietet.
Welche Werte wollt ihr mit den HHKT leben?
2001 wurde Hip Hop von der UN als Friedenskultur deklariert.
Der Heidelberger Hip Hop ist von seinen Ursprüngen her gegen jede Form der Diskriminierung und Unterdrückung.
Wir sind solidarisch mit der Zivilbevölkerung in Israel und den Palästinensischen Gebieten sowie den Betroffenen in der Diaspora.
Wir sprechen uns gegen Gewalt, Rassismus, Antisemitismus, antimuslimischen Rassismus und jede Form von entmenschlichendem Verhalten aus.
An den Hip Hop Kulturtagen hat Hass und Hetze keinen Platz.
PEACE – Stand 06.10.2025